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Portugal - die ersten Tage


Ericeira
Ericeira

Wir fuhren von Cáceres, wo eine stark übergewichtige Spanierin auf einem nahezu leeren Parkplatz direkt neben unserem Auto parkte und beim weiten Öffnen ihrer Autotür einen tiefen Kratzer in unsere Schiebetür schrammte, nach Westen, Richtung Portugal. Ich hatte eine Bomben-Laune!

 

Die spanisch-portugiesische Grenze haben wir bei Sao Salvador da Aramehna mit einem lauten Begrüßungs-Hupkonzert in Höhe des Grenzschilds überquert. In der Annahme, die Grenze sei gänzlich offen, waren wir recht flott unterwegs – aber nicht sonderlich lange! Eigentlich nur ein paar Meter, denn dann standen wir nach einer heftigen Bremsung direkt vor dem Grenz- und Zollgebäude. Die Grenze war gesperrt und ein ganzer Haufen von uniformierten und äußerst finster dreinblickenden Grenzbeamten baute sich vor dem Wagen auf. Die Grenzer waren nicht sehr gesprächig, sondern ordneten lediglich mit versteinerter Miene an, stehen zu bleiben, den Motor zu stoppen und nicht auszusteigen. Der „Obergrenzer“ ging dann in das Gebäude und kam nach langen Minuten mit einem „Oberobergrenzer“ wieder heraus. Der wiederum trug keine Uniform, aber dafür eine große vollverspiegelte Sonnenbrille, was die ganze Situation nur noch skurriler machte. Er teilte uns mit sehr ernster Miene mit, dass die spanisch-portugiesische Grenze ab sofort bis auf Weiteres gesperrt sei. Ich hielt das für einen Super-Scherz und genau das sagte ich ihm mit einem breiten Grinsen auf englisch. Keine gute Idee! Der finstere Blick wurde noch düsterer und er fragte, ob ich meinen würde, dass er ein Spaßvogel sei. Ich glaube, ich bin wie ein kleiner Schuljunge knallrot geworden. Jetzt fing auch Andrea, die in ersten Minuten noch erheitert-tiefenentspannt war, langsam an, etwas nervöser zu werden. Der Oberobergrenzer kassierte unsere Pässe und verschwand im Grenzgebäude, während vor und neben unserem Auto vier finster blickendene Grenzbeamte standen und den Wagen von außen in Augenschein nahmen. Unser verlegen-freundliches Grinsen brachte auch keine Änderung! Andrea und ich waren nun richtig eingeschüchtert und überlegten, ob es eventuell eine Terrorwarnung oder etwas Ähnliches gegeben hatte – schließlich hatten wir seit Tagen keinen Internetzugang und konnten deshalb keinerlei Nachrichten aus der Welt empfangen. Nach einer wirklich - oder zumindest gefühlt - langen Zeit kam endlich der Oberobergrenzer wieder heraus und überreichte uns die Ausweise mit unverändert versteinerter Miene und sagte, wir könnten einreisen. Spürbar erleichtert fragte ich etwas verkrampft, aber superfreundlich, warum denn die Kontrollen so streng seien und er erklärte daraufhin, dass der Papst in Portugal zu Besuch sei und er (der Grenzer) ja richtiger „funny guy“ sei und grinste dabei über beide Ohren!

 

Palácio Nacional de Mafra, Deckengewölbe
Palácio Nacional de Mafra, Deckengewölbe

 

Wir fuhren weiter Richtung Lissabon, zuerst durch eine sehr schöne gebirgige Gegend und später durch das flache Delta des Tejo, das wir (eigentlich wie bislang alle Flussmündungen) nicht so toll fanden. Vor Lissabon wurde es uns nun auch zu heiß im Auto, sodass wir wir bei etwa 40° Innentemperatur mal die Klimaanlage anschalteten – übrigens das erste Mal, seit dem wir den Wagen haben! Sie funktionierte super – es wurde angenehm kühl, aber nach etwa einer Stunde mussten wir feststellen, dass der ganze Fahrerkabinenteppich total durchnässt war. Ich hielt bei der nächsten Gelegenheit am Straßenrand an und sah beim Umrunden des Autos schon das ganze Drama: Es tropfte bereits durch den Unterboden auf die Straße. Das musste ein größerer Schaden sein, aber es verwunderte mich, dass die glasklare Flüssigkeit weder roch noch einen Geschmack hatte – seltsam. Woher kommt so viel Wasser, wenn alle Flüssigkeitsstandsanzeigen des Fahrzeugs in Ordnung waren? Wir rollten den Teppich zusammen, trockneten mit Tüchern so gut es ging den Boden und fuhren mit ausgeschalteter Klimaanlage nach Lissabon. Zum Glück kamen wir abends kurz vor Feierabend bei einer Citroën-Vertragswerkstatt vorbei.Die sehr netten Mechaniker schauten gleich mal nach, konnten aber auf die Schnelle nichts finden, obwohl Andrea beim Einfahren in die Werkstatt auch noch bemerkte, dass am Fahrzeugheck auch das Wasser herunterlief. Wir einigten uns darauf, vor der Werkstatt zu übernachten, um am nächsten Morgen nochmal mit mehr Ruhe nach dem Fehler zu schauen.

Der Mechaniker brauchte weit über eine Stunde, dann kam er mit einem beeindruckenden Handyvideo aus dem Inneren unseres Fahrzeugs zurück in den Warteraum: Wasser sprudelte kräftig aus einer kleinen Öffnung ins Auto. Der Fehler war gefunden: Bei der Montage des Neufahrzeugs wurde bei Citroën vergessen, die Ableitung des Klimaanlagen-Kondenswassers in den Motorraum zu legen. Bei uns tropfte – nein, besser sprudelte das Wasser direkt ins Fahrzeug. Ich hatte mir wirklich nicht vorstellen können, dass beim Herunterkühlen durch eine Autoklimaanlage dermaßen viel Kondenswasser gebildet wird. Man muss aber dazu bemerken, dass es fast 40° im Auto hatte und wir maximal gekühlt hatten. Wir sind auf jeden Fall sehr froh, mit funktionierender Klimaanlage und trockenen Füßen weiterfahren zu können.

 


Kommentare: 7
  • #7

    Evelyn (Donnerstag, 25 Mai 2017 22:42)

    Wow, was für ein toller Reiseblog -
    hier werde ich jetzt öfters herumhängen - einfach wunderschön und auch noch so informativ.
    Vielen Dank, dass ihr uns teilhaben laßt!

    Ganz herzliche Grüße
    Evelyn

  • #6

    btina (Donnerstag, 25 Mai 2017 22:24)

    Hallo Andrea und Jörg,
    das ist ja ein Mist mit der Klimaanlage. Hoffentlich gibt es kein weiteres Drama.
    Die Fotos sind auf jeden Fall genial! Ich freu mich auf weitere schöne Bilder plus Geschichten.
    Eine gute Reise!
    btina

  • #5

    Jenni (Dienstag, 23 Mai 2017 14:58)

    Wow, das sieht aus wie auf Kuba. Sehr schön. Scheisse mit dem Auto. Aber man wächst an seinen Aufgaben. Nicht aufgeben, nicht rummotzen, einfach mal die schöne Aussicht genießen.

  • #4

    Andrea (Samstag, 20 Mai 2017 13:04)

    Hallo!
    Danke an alle für die lieben Rückmeldungen zu unserer Reise. Wir freuen uns immer sehr darüber!
    Und (@Geert) : Die Reiseroute kann man hier jederzeit abrufen: unter INFO -> die Europareise . Einfach die Karte anklicken!
    Oder direkt auf das runde Symbol mit dem Auto in der Mitte klicken, geht auch.
    Ist immer 'relativ' aktuell ;)

    Grüße aus Nazare
    Andrea&Jörg

  • #3

    Geert (Freitag, 19 Mai 2017 15:26)

    Hallo Andrea & Jörg,
    bin weiterhin dabei und nach wie vor fasziniert von den traumhaften Bildern! Was ich anfangs vergaß ist die Notiz der von Euch besuchten Orte. Muss - nein darf - ich alles noch einmal durchlesen, oder gibt's irgendwann die Reiseroute, dargestellt auf einer Landkarte?
    Weiterhin viel Freude und eine stabile Gesundheit, liebe Grüße, Geert

  • #2

    Lacky (Freitag, 19 Mai 2017 14:11)

    Sehr schöne Bilder, weiter so und eine tolle Reise! Ich verfolge eure Reise, irgendwann werde ich das hoffentlich auch mal schaffen.

  • #1

    Vera (Freitag, 19 Mai 2017 13:09)

    Superschöne Fotos!
    Wünsche Euch noch weiterhin so schöne Eindrücke und eine gute Reise.
    Liebe Grüße!
    Vera