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Von der Camargue nach Carcassonne


 

Wir haben auf einem Parkplatz neben einem der vielen und nahezu identisch hässlichen Hotels in Le Grau de Roi direkt am Mittelmeer im Südwesten der Camargue geschlafen. Die Stadt ist skurril, die Architektur der Hotelanlagen stammen wohl aus den 70er bzw. 80er Jahren und die vielen Einkaufspassagen für die Touristen sind unsäglich grottig und ungepflegt. Die Stadt hat definitiv ihre besten Zeiten hinter sich. Bei wirklich schlechtem, naßkalten Wetter brechen wir auf. Auf dem Weg aus der Stadt kamen wir noch an einem verlassenen Freizeitpark vorbei und machen ein paar Fotos. Andrea war so nett, etwas aus dem Blickfeld zu räumen, was mir im Weg war ...

 

 

Trotz des eiskalten Windes und des schlechten Wetters wollten wir etwas tiefer in den Nationalpark Camargue fahren. Leider konnten wir nur wenige Vogelarten, aber wenigstens die Flamingos in geringen Beständen sehen. Bei meinem letzten Besuch vor mehr als dreißig Jahren war diesbezüglich wesentlich mehr zu sehen. Aber wenigstens ein paar Stiere und einige der dreckig-weißen halbwilden Camarguepferde können wir beobachten. Nach nur einem halben Tag in der Kälte und dem extremen Wind fuhren wir nach Westen über die schönen Berge in Richtung Carcassonne.

 

 

Die Straßen, die wir wählten waren unglaublich schmal und extrem kurvenreich – dafür entschädigte jedoch die überwältigende Schönheit der Landschaft und der kleinen Bergdörfer. An einem großen Stausee sahen wir zwei riesige Wasserflugzeuge für die Bekämpfung der hier häufigen Waldbrände bei ihren Übungsflügen. Sie flogen mehrere Schleifen über den See und nahmen nach einer Wasserlandung quasi in voller Fahrt Löschwasser auf, starteten wieder und ließen das Wasser dann wieder ab. Die Flugmanöver waren spektakulär, auch weil ein sehr starker Wind wehte. Ähnlich aufregend war das Fahren mit Carl durch die engen und steilen Kurven. Leider verkratzte ich bei der Gurkerei ein seitliches Kunststoff-Fenster und das Dach durch einen überhängenden Ast, dem ich nicht ausweichen konnte. Ich ärgerte mich sehr darüber, aber das ändert ja auch nichts mehr. Kann man ja vielleicht wegpolieren.

 

 

Abends steuerten wir einen kleinen idyllischen Campingplatz vor Carcassonne mit einem schönen Blick auf die südlichen Pyrenäen an. Duschen und Relaxen war angesagt und beides war auch dringend nötig. Es soll wohl auch langsam wärmer werden, zumindest haben uns das die halb erfrorenen Einheimischen versprochen. In der Nacht sank dann die Temperatur im Auto auf nur 6°C im Fahrerhaus und Wohnzimmer - im Schlafzimmer hatte es dank unseren guten Vorhängen und der Körperheizung noch angenehme 13°C. Nachts sang, wie schon oft in Frankreich, eine Nachtigall neben dem Wagen. Und für die Ornithologen: Eine Zwergohreule war längere Zeit zu hören ... melodisch geht anders! Hier noch einige andere Vogelarten, die wir hier vor Ort sahen oder hörten: Ortolan, Grauammer, Zaunammer, Wiedehopf - allesamt in Deutschland so gut wie ausgestorben.

 

Leider geht es mir seit dem wir auf dem Campingplatz stehen nicht so gut. Mein Herz macht arge Probleme und will irgendwie weder regelmäßig noch kräftig schlagen. Andrea und ich beschließen noch einen weiteren Tag hier zu bleiben. Die Erholung tut wahrscheinlich uns beiden gut. Einfach das Auto stehen lassen, sich das Örtchen anschauen und endlich mal Urlaub vom Reisen machen ... und das nach erst 11 Tagen "on tour" :-)

 


Kommentare: 5
  • #5

    Klaus (Dienstag, 09 Mai 2017 16:31)

    6 Grad im Bus? Warum habt ihr nicht einfach die Heizung angeschaltet?

  • #4

    MiraMarie (Montag, 01 Mai 2017 20:47)

    Wunderschöne Bilder von einer ebenso wunderschönen Landschaft. Vielen Dank dafür.

  • #3

    birkenblick (Montag, 01 Mai 2017 08:45)

    Hallo ,
    wunderschöne Bilder, die uns sofort auf diese Landschaft neugierig machen. Da kann das Herz schon aus dem Takt kommen, bei soviel Schönheit!!!!
    Geniessen, zur Ruhe kommen und entspannen!
    Viel Freude dabei.

  • #2

    Michael (Sonntag, 30 April 2017 01:10)

    Die letzten Tage habe ich alles, was ich im www von Jörg Rüblinger finden konnte, gelesen und muss sagen, dass ich im wahrsten Sinne beeindruckt und auch berührt bin. Ich wünsche euch eine tolle Zeit. Ich bleibe am Ball und folge eurem Blog.
    Viele herzliche Grüße,
    Michael

  • #1

    Klaus (Samstag, 29 April 2017 19:28)

    Also, dass macht doch gar keinen Spass sich hier im Blog etwas anzuschauen! Da bekommt man ja total miese Laune: NEID, NEID NEID!

    Toll, eure Reise und ganz wunderbare Fotos und Berichte!

    Grüße Klaus