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Die angebliche "Freiheit" der Camper


Freiheit, Abenteuer, Unabhängigkeit! Stimmt das?

 

Das wird einem zumindest per Werbung suggeriert. Hier einige Beispiele von unzähligen Werbetexten der Branche: 

  • "Freiheit, Abenteuer, Unabhängigkeit: Caravaning bietet ein einzigartiges Lebensgefühl! und lockt immer Reisende mit einem faszinierenden Freiheitsgefühl" 
  • "Auch Familien mit Kindern leben im Reisemobil unkompliziert und ohne Zwänge nur nach ihren eigenen Regeln. Das mobile Zuhause bietet an jedem Ort eine vertraute Basis."
  • "Wer einmal die Freiheit des Wohnmobil-Reisens gekostet hat, will immer mehr davon."
  • "Die absolute Freiheit für Aktivurlauber, Naturliebhaber, Hundebesitzer, Hotel-Entsager und Familien mit Kindern!"
  • "Die Welt auf eigenen Wegen entdecken und an den schönsten Orten übernachten!"
  • "Freiheit bedeutet nicht einfach nur, das zu denken, zu tun und zu lassen, was man will. Gelebte Freiheit bedeutet, sich selbst auf die Reise zu machen, um Gedanken zu Taten werden zu lassen."

Quelle: Diverse Wohnmobil- und Caravaning Websites

 

Ähm ... genau so ist die Realität für uns Camper nicht! Vor allem in Mitteleuropa sieht es ganz anders aus. Man darf nicht überall dort, wo es einem gefällt, mit einem Wohnmobil einfach stehen bleiben, geschweige denn darin übernachten und die Stühle vor dem Auto aufklappen. Man kann sinnvollerweise nicht tun und lassen, was man möchte und sich nach seinen "eigenen Regeln" verhalten. Und so richtig unkompliziert und einfach ist das verantwortungsvolle Camperleben auch nicht! Zum Glück! 

 

 

Urlaub mit dem Wohnmobil - ein ungebrochen ansteigender Trend und wohl bald eine "Urlaubsplage"?

 

Nicht erst seit der Corona-Pandemie: Seit über einem Jahrzehnt schwebt die Caravaning-Branche auf Wolke Sieben! Ein Umsatz- und Zulassungsrekord jagt den nächsten. Seit 2009 steigt die Zahl der neu zugelassenen Reisemobile in Deutschland kontinuierlich. Der bundesdeutsche Reisemobilbestand (ohne Wohnanhänger/Caravans) wuchs von 325.100 Fahrzeugen in 2009 auf über 535.000 im Jahr 2019. Allein im letzten Jahr gab es 53.922 Neuzulassungen. Diese Urlaubsform lässt unheimlich viel Geld im Land: 5,3 Mrd. € Umsatz in den Zielgebieten, 4,3 Mrd. € beim Fahrt- und Transferumsatz sowie über 4,4 Mrd. € Umsatz für die Campingausrüstung in 2019. Und die Caravaning-Branche wächst und wächst trotz oder gerade wegen der Corona-Pandemie stetig weiter. Es scheint ein großer Bedarf an dieser vermeintlich ungezwungenen und "freien" Urlaubsart zu herrschen. Man macht da Urlaub, wo es einem gefällt, ist unabhängig, schläft im eigenen Bett und - scheinbar für viele ganz wichtig - man hat seinen Grill für die Würstchen und das Steak neben dem gekühlten Bier immer griffbereit!

 

  

Freiheit - das will der Camper! Und natürlich Natur pur! Und alles möglichst "für sich allein" ...

 

Dieses Gefühl vermitteln auch die aufwändigen und weitgestreuten Werbekampagnen vieler Wohnmobil-Hersteller. Da wird das Reisemobil mit der jung-dynamischen und gut aussehenden Kleinfamilie komischerweise immer mitten in der einsamen und traumhaft schönen Natur gezeigt - wunderbar! Wer will das nicht erleben? 

 

Der Wohnmobil-Alltag sieht leider anders aus, als es in der Werbung suggeriert wird. Die Bilder von überfüllten Campingplätzen und vermüllten Stellplätzen bekommt man nicht präsentiert. Hier mal die Zahlen allein für Deutschland für das Jahr 2019: 535.000 Reisemobile und 680.000 Wohnanhänger (zusammen also über 1,2 Mio "mobile Campingfahrzeuge") stehen lediglich knapp 3.000 Camping- und 4.100 Wohnmobil-Stellplätze mit etwa 265.000 Einzelstellplätzen gegenüber. Wenn also alle Campingfreunde sich auf diese Stellplätze verteilen würden, wird es mehr als eng - das Angebot reicht einfach nicht, wenn sich viele Camper gezwungenermaßen auf die Ferienzeiten konzentrieren. Und dabei ist das Angebot an Stellplätzen in Deutschland so groß wie in keinem anderen Land Europas...

 

Diese Situation bringt viele Camper dazu, außerhalb von Camping- und Stellplätzen "frei" zu stehen. Auffällig ist, dass besonders häufig Besitzer der "unaufälligeren" Kastenwagen anscheinend große Fans vom Freistehen sind.

 

Wir machen das auch ab und an. Aber: Es ist wichtig zu differenzieren, wo man das macht! Wir übernachten ausschließlich im öffentlichen Verkehrsraum und auch nur dort, wo es nicht verboten ist! Wir befahren niemals illegal Feld- und Waldwege, um irgendwo abgelegen in der "Natur" zu übernachten. Wir schlafen auf öffentlichen Parkplätzen in Städten und Dörfern oder einfach unauffällig am Straßenrand, aber manchmal auch auf Wanderparkplätzen, wenn es dort nicht durch Verbotsschilder untersagt ist. Beim Freistehen unterlassen wir ebenfalls konsequent das Aufbauen von Tisch und Campingstühlen, die Markise bleibt selbstverständlich zusammengerollt und Essen außerhalb des Wohnmobils gibt's bei uns auch nicht. Wenn man "Campieren" möchte, muss man eben auf einen Campingplatz - deshalb heißen die übrigens auch so!

 

Ich befürchte, dass die Zunahme von "schlechten Camper-Verhaltensweisen", also das Hinterlassen von Müll oder das ungehemmte Campieren von frei stehenden Wohnmobilisten dazu führen könnte, dass es künftig auch in Deutschland immer mehr lokale Verbote oder gar ein generelles Übernachtungsverbot für Wohnmobile außerhalb von Camping- und Stellplätzen geben wird. In den meisten eurpäischen Nachbarländern ist das so geregelt. Wir Camper haben es selbst in der Hand, was wir mit unserer "Restfreiheit" in Zukunft noch machen dürfen ...

 

Campen im Naturschutzgebiet


Das Bild, das während meines letzten Aufenthalts in der Lausitz entstand, verkörpert doch Camping-Idylle pur, oder? Mit dem Wohnmobil ganz einsam am Ufer eines Sees stehend, ein Glas Weißwein in der Hand, fünf Bratwürste auf dem Kohlegrill und neben dem lieben Partner im Campingstuhl sitzend in den Sonnenuntergang schauen. Quasi "eins sein mit der Natur" - herrlich!

 

Nur zur Info: Es ist nicht unser Wohnmobil auf dem Foto!

 

Das, was das Foto nicht zeigt, sind die Rahmenbedingungen: Der wirklich idyllische Ort ist der Uferbereich eines als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Teichs im einzigen Biosphärenreservat Sachsens. Der Zufahrtsweg zu diesem Gebiet ist nur auf den ersten hundert Meter legal befahrbar und hat an seinem "offiziellen" Ende vier "inoffizielle" Parkplätze zwischen den Bäumen. Der weiterführende Weg ist dann eindeutig mit einem rot-weißen Durchfahrts-Verbotsschild für Autos und Motorräder gekennzeichnet und dient den Besuchern lediglich als Fußweg zur Vogelbeobachtungskanzel, für die Biosphärenverwaltung bzw. die Parkranger als Versorgungsweg zur Schleuse für die Wasserstandsregulierung und letztlich im Notfall als Feuerwehrzufahrt. 

 

Ich frage mich, wie man als "naturverbundener Wohnmobilist" solch einen verbotenen Weg noch hunderte von Metern illegal befährt, seine Karre direkt an der Wasserkante parkt, dann noch Tisch und Stühle aufbaut und den Kohlegrill anwirft. Und das mitten in der Brutzeit. Geht's noch?

 

Jetzt muss man wissen, dass dieser Ort einen wirklich besonderen Status hat, auf den auf mehreren Infotafeln an der Vogelbeobachtungskanzel hingewiesen wird. Der Teich mit seinen umliegenden Wiesen- und Schilfbereichen beherbergt eine Vielzahl von z. T. äußerst bedrohten Vogel- und Amphibienarten. Wen es interessiert: Es brüte(te)n dort u. a. Seeadler, Rohrweihe, Flussseeschwalbe, Drosselrohrsänger, Teichrohrsänger, Sumpfrohrsänger, Rohrschwirl, Blaukehlchen, Rohrammer, Eisvogel, Schellente, Tafelente, Löffelente, Knäckente, Graugans, Höckerschwan, Wasserralle, Kleines Sumpfhuhn, Rothalstaucher, Zwergtaucher und Bekassine und er ist die Heimat von Rotbauchunke, Laubfrosch, Teich-, Wasser- und Grasfrosch, Ringelnatter und Fischotter.

 

 

Ich habe die beiden Camper - ein Pärchen Mitte 20 - darauf angesprochen, ob sie wüssten, dass es verboten sei, hier mit dem Auto zu stehen und zu campen und habe sie über den besonderen Schutzstatus dieses Gebiets informiert. Beiden war klar, dass sie das verbotenerweise machen und erkärten ihr Verhalten mit dem Wunsch, die unberührte Natur und den wundervollen Sonnenuntergang mit Ausblick über das Teichgebiet genießen zu wollen. Ihr üppiges Abendmahl wollten sie wegen mir eigentlich nicht unterbrechen und erst als ich dezent darauf hingewiesen hatte, dass ich das Vergehen umgehend an die Biospärenreservatsverwaltung melden werde, wenn sie nicht zeitnah verschwinden, packten sie ganz langsam zusammen und fuhren davon. Ich weiß - ich bin eine echte Spaßbremse!

 

Ganz ehrlich: Ich genieße auch die schönen und ruhigen Momente in der Natur - gerne auch vor dem Wohnmobil sitzend in den Sonnenuntergang schauend, aber wie kann man das in einem Schutzgebiet machen?

  1. Es ist verboten, das Gebiet zu befahren!
  2. Das Fahrzeug könnte Öl oder Diesel verlieren und den See völlig ruinieren!
  3. Das offene Feuer des Grills könnte einen Wald- oder Schilfbrand auslösen!
  4. Man stört durch seine unmittelbare Anwesenheit die Brutvögel immens!
  5. Man stört auch die Menschen, die (von der für Tiere kaum einsehbaren Beobachtungskanzel) Vögel beobachten wollen, wenn man durch sein Verhalten alle "Viecher" verjagt!
  6. Es ist ein Schutzgebiet: Warum heißt das wohl so?

Ähnliche Situationen haben wir auf unseren Reisen schon mehrfach erlebt. Obwohl das Campen bzw. Übernachten in Wohnmobilen ausdrücklich untersagt ist, stehen immer wieder Volldeppen der WoMo-Zunft an solchen Plätzen. Meist sind es die Uferbereiche an schönen Seen, Stellen mit grandiosen Ausblicken oder eben an tollen Stränden. Mit diesen Egotrips schaden die Honks sich auf Dauer nicht nur selbst, sondern eben leider auch allen anderen Reisemobilisten. In manchen europäischen Ländern wurde wegen der Häufung solcher illegalen Übernachtungen und der damit oftmals verbundenen Vermüllung der Rastplätze das Campen außerhalb von Campingplätzen gänzlich verboten! Großartig! Es gibt noch genügend legale Möglichkeiten, an schönen Plätzen zu Übernachten - warum stellen sich so viele dort in die "Natur", wo man es gerade nicht machen sollte?

 

Einige Ego-Wohnmobilisten meinen anscheinend "ernsthaft", sie haben sich mit dem Kauf eines teuren Freizeitmobils auch die Infrastruktur und vor allem die Freiheit erworben, überall mit ihrer Karre stehen und ihren Müll und die Toilette beliebig entsorgen zu können. Umweltschutz, Klimaschutz, Ressourcenschonung (Dieselverbrauch) ist leider bei vielen kein Thema - bei manchen sogar ein "Rotes Tuch". Das ist zumindest mein Eindruck, nach mehr als drei Jahren "Lesen und Schreiben" in diversen Womo-Foren und von unseren Reisen in Europa.

Es gibt sie nicht, die "Freiheit" mit seinem Wohnmobil überall dort zu stehen und zu Campieren, wo man möchte - vor allem nicht dort, wo Natur geschützt werden soll. Und das ist auch gut und richtig so !

Das möchte ich mal loswerden: Ich habe diesen Fall in einem WoMo-Forum kurz beschrieben und einige Foristen hatten wenig bis kein Verständnis für meine Reaktion den Campern gegenüber. Nun fand ein ganz spitzfindiger Forist meinen Blogbeitrag zum Übernachten auf meiner Website und zitierte daraus in der Überzeugung, mich öffentlich der Doppelmoral bezichtigen zu können. Zitat: "Wenn Du (Jörg) trotz Verbot unauffällig übernachtest, ist es OK, aber andere anzeigen? Sorry, geht gar nicht...". Es gab auch einige Claqueure für diesen Beitrag und es gab ähnliche Kommentare, z. Bsp. dass ich "als Hilfssheriff das Recht in die eigene Hand nehme". Von einem Foristen wurde mein Verhalten mit dem eines "Blockwarts" in Verbindung gebracht - ein "Blockwart" war zu Zeiten der Nazis in der NSDAP jemand von rangniedrigem Dienst, der aber durch eifriges Denunziantentum in der Nachbarschaft aufgefallen ist. Er meinte auch, dass "ja keine Vogelart austerben würde, nur weil man mit seinem Wohnmobil mitten im Naturschutzgebiet steht und vor dem Auto sein Abendbrot zu sich nimmt". Ja, mit dieser Aussage hat er natürlich recht, aber es ist so mit das Dämlichste, was man zu diesem Fall äußern kann...

 

Nun haben der Schreiberling und seine Fans aus meiner Sicht leider die unterschiedlichen Sachverhalte überhaupt nicht verstanden: Ich informiere in meinem Blogartikel über allgemeingültige Landesgesetze verschiedener EU-Länder bzgl. der Übernachtungsregelung in Kraftfahrzeugen. Ich schreibe dort, dass wir in den europäischen Ländern, in denen das Freistehen mit einem Wohnmobil offiziell nicht geduldet wird, bzw. verboten ist, in Situationen, in denen wir keinen Camping- oder Stellplatz fanden, im öffentlichen Verkehrsraum (also auf regulären Parkplätzen oder in Gewerbegebieten) gestanden und übernachtet haben. Unauffällig und ohne das Fahrzeug verlassen, waren wir am nächsten Morgen schon wieder weg. Rechtlich gesehen illegal - keine Frage!

 

Das, was ich hier in diesem Blogbeitrag schildere, ist jedoch das verbotene "Campen" in einem Naturschutzgebiet!

 

Schade, dass überraschend viele Camper nicht verstehen, worin der Unterschied besteht: Illegales, aber völlig unaufälliges und störungsfreies Übernachten etwa auf einem Straßenparkplatz in einer spanischen Kleinstadt oder auf einem Supermarktparkplatz wird mit illegalem Befahren und Campen mit Grillen und gemütlichem Sitzen am Esstisch unter der ausgefahrenen Markise in einem Naturschutzgebiet (dessen Schutzstatus und Betretungsverbot mehrfach beschildert ist) gleichgestellt! Seltsame Wahrnehmung.

 

Übrigens habe ich bislang noch keinen einzigen  Camper "angezeigt" ...

Ein Apell an die Schweine unter den Campern:


Nehmt euren Dreck und Abfall wieder mit und leert die Chemie-Toiletten nicht mitten in der Natur!!! Beides kann man in der Regel ohne Probleme ein paar Kilometer weiter richtig und umweltverträglich entsorgen!!! Das habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht verstanden: Wie kann man Müll einfach "in der "Landschaft beseitigen"? Immer häufiger finden wir Abfälle und anderen Dreck bis hin zu großen Elektrogeräten in Wäldern, Teichen, Gräben, Hecken oder einfach neben dem Feldweg oder der Straße. Was haben diese Menschen eigentlich im Hirn außer genau der Scheiße, die sie außerhalb von Papierkörben, Mülltonnen und Abfallcontainern entsorgt haben? Das mit dem Müll in der Landschaft ist längst kein "Phänomen einiger Länder im Süden" mehr. Leider gehören auch immer mehr Camper-Kollegen dazu, die sich genau so verhalten. Ich würde gerne mal jemanden auf frischer Tat ertappen ...

 

Wohnmobil-Kodex, Camper-Kodex, Camper-Regeln

Naturschutzgebiete


Naturschutzgebiete in Deutschland - ein paar Zahlen

  • 8.833 Naturschutzgebiete gibt es in Deutschland mit einer Fläche von
  • 2.627.510 ha, das entspricht ca.
  • 6,3 % der Gesamtfläche des Landes. (Quelle für die ersten drei Zahlen: BfN, Stand 2017) 

Jetzt muss man meiner Ansicht nach aber auch "richtig" rechnen, wenn man das irgendwie bewerten möchte: Zieht man von der NSG-Gesamtfläche mal die sechs Meeres-Schutzzonen ab, bleiben lediglich 

1.441.000 ha NSG-Fläche sind Land - der Rest sind Meeres- und große Wasserflächen. Die Landfläche entspricht dann nur noch

  • < 3,5% der Gesamtfläche Deutschlands.
  • 60% aller NSG sind zudem kleiner als 50 ha. Das ist für einen nachhaltigen Schutz von Flora und Fauna in keinster Weise ausreichend!
  • Nur 15% aller NSG sind größer als 200 ha.

Das größte Problem der Naturschutzgebiete ist, dass sie nicht vernetzt sind, also eigentlich nur kleine "Inseln" ohne richtige Verbindungen darstellen. Das ist für viele Tier- und Pflanzenarten ein Riesenproblem in Sachen Genaustausch! Amphibien, Käfer, kleine Wildbienen oder all die anderen bedrohten Tiere sind oft gar nicht in der Lage, die riesigen Entfernungen zu anderen (für sie geeigneten) Schutzgebieten über große und industriell bewirtschaftete Agrar- und Forstflächen (meist Monokulturen) zu überwinden: Zu weit, zu trocken, keine Nahrung, keine Deckung und oftmals mit Insektiziden und Herbiziden behandelt.

 

Wenn es schon nicht mehr Naturschutzgebiete werden, muss daher (meiner Meinung nach) endlich die Land- und Forstwirtschaft radikal umgestellt werden: Kleinparzelliger, artenreicher, möglichst "ökologisch" bewirtschaftet und mit entsprechenden Blüh- und Heckenstreifen für die Biotopvernetzung!

 

Also nix mehr mit Billig-Fleisch, Billig-Brot, Billig-Gemüse, Billig-Holz! Nahrungsmittel und Holz müssen möglichst ökologisch unbedenklich, nachhaltig und "tiergerecht" und ohne staatliche Subvention erzeugt werden. Dann sind sie logischerweise deutlich teurer, aber warum muss Deutschland im Vergleich zu allen anderen europäischen Ländern eigentlich die niedrigsten Lebensmittelpreise haben? Ich persönlich will wirklich keine jammernden und nach staatlicher Unterstützung flehenden Landwirte hören und auch keine grünen Holzkreuze an den Straßenrändern neben den riesigen Monokultur-Agrarflächen mehr sehen! Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft sollte endlich mal anfangen, wirklich nachhaltige "Landwirtschaftspolitik" zu betreiben und allerschnellstens wichtige zukunftorientierte Entscheidungen treffen, statt sich von Lobbyisten einlullen und einladen zu lassen und ständig auf die "Freiwilligkeit" der Erzeuger und der Industrie zu setzten. Freiwillig passiert da nämlich gar nichts! Und schon gar nicht im Sinne einer gesunden Verbraucherernährung, einer ökologisch nachhaltigen Nutzung von Anbauflächen und einer besseren Lebensqualität der Nutztiere!

 

Wir brauchen jetzt eine echte und grundlegende "Agrarwende" - Frau Ministerin (und ehemalige Weinkönigin) Julia Klöckner! Nur dann ist auch ein Natur- und Artenschutz möglich! Nicht vergessen: Wir alle können das "Drama" auch über unser Konsumverhalten beeinflussen.

 

Übrigens: "Naturschutzgebiete" sind etwas anderes als "Wildnis" (also Flächen, die nicht vom Menschen beeinflusst sind). Nach Schätzungen des BfN (Bundesamt für Naturschutz) haben wir in Deutschland gerade einmal 0,6 Prozent der Landfläche in der Bundesrepublik als geschützte "Wildnisgebiete" erhalten können. Dabei hätten es bis Ende 2020 eigentlich 2 Prozent sein sollen - zumindest laut der "Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt", die die Bundesregierung 2007 beschlossen hat. Das Ziel wurde (wie so viele andere) nicht annähernd erreicht!

Das grün-weiße NSG-Schild im Westen Deutschlands - meist mit Seeadler. 

 

Das Bundesnaturschutzgesetz regelt u.a., dass in Naturschutzgebieten jedes Verhalten verboten ist, welches das Schutzgebiet oder seine Bestandteile zerstören, beschädigen, verändern oder zu einer nachhaltigen Störung führen kann (vgl. § 23 Absatz 2 Satz 1 BNatSchG). Maßgeblich für die konkreten Verhaltensregeln sind die näheren Bestimmungen vor Ort. Ausdrücklich verboten sind etwa:

  • Pflücken oder sonstige Entfernen von Pflanzen und Pilzen sowie das Stören (vor allem Fangen, Verletzen oder Töten) von wild lebenden Tieren;
  • Betreten oder Befahren des Gebiets außerhalb dafür bestimmter Wege;
  • Baden und Tauchen in den Gewässern oder das Befahren der Gewässer;
  • Zelten und Campieren;
  • Hinterlassen von Abfällen, vor allem Glas oder brennende beziehungsweise glimmende Gegenstände
Gelbes Schild im Osten:  Die "Kretschmann-Eule"
Gelbes Schild im Osten: Die "Kretschmann-Eule"


Kommentare: 15
  • #15

    JOY (Donnerstag, 23 März 2023 19:35)

    Sehr guter Artikel! Es gibt anscheinend immer mehr Vollidioten - auch unter den Campern!

  • #14

    Manfred (Sonntag, 20 Juni 2021 13:59)

    Den Ärger über das "Paar Mitte 20" , welches oben im Artikel beschrieben wurde, kann ich absolut nachvollziehen - leider ist das mittlerweile (2021) die Realität. Selbst in Skandinavien benehmen sich die " Van Influencer" mittlerweile dermaßen daneben, der gute alte Camper Codex ist nichts mehr wert - und ich weiß wovon ich spreche, ich bin seit 25 Jahren "dabei". Die wohlhabende und freizeitliebende Generation Y (und Z) kauft sich einen Van, lädt sich die Park4night App aufs Smatrtphone und fährt los - leider wird es dadurch immer und überall voller......

  • #13

    Andrea und Jörg - die "Hesslingers" (Samstag, 24 April 2021 15:26)

    Hallo Wolfgang,
    das Drohnenflugverbot über Naturschutzgebieten und in Nationparks ist für mich absolut nachvollziehbar und notwendig. Eine Ausnahme ist die Nutzung von Drohnen zu wissenschaftlichen Zwecken. Das Problem ist, dass Tierarten völlig unterschiedlich auf die Drohen reagieren: Manche Arten stören sich nicht bis wenig an den Drohnen, andere reagieren recht empfindlich. Wissenschaftler, die sich z.B. mit Bestandsaufnahmen per Drohnen beschäftigen, können das einschätzen und auch die "Flugzeiten" und Entfernungen entsprechend wählen. Diese Kenntnis (und das entsprechende Verantwortungsbewusstsein) haben Hobby-Drohnenflieger (meistens) nicht. Abgesehen davon, empfinde ich es "als Mensch" auch als eine nervende Belästigung - sowohl akkustisch, als auch visuell - wenn die Dinger überall laut herumschwirren. Wenigstens in Schutzzonen sollte das streng verboten sein. Das Landwirte in Naturschutzgebieten ab und an tätig sind hat unterschiedliche Gründe: Pflegemaßnahmen (auch zur Biotoperhaltung) sind oft nötig und manchmal ist eine eingeschränkte landwirtschaftliche Nutzung auch vertraglich geregelt, wenn es sich das Schutzgebiet in Privatbesitz befindet. Ich halte diese Regelungen für sinnvoll. Privater Drohnenflug ist ein reines Hobby und das muss nicht überall ausgeübt werden.
    Das mit der (unehrlichen) Werbung habe ich ja beschrieben - die Realität für Wohnmobilisten sieht wirklich anders aus! Grüße Jörg

  • #12

    AndreasW (Samstag, 24 April 2021 14:40)

    Tja, die Werbung zeigt Womos halt so, am See, Sonne(nuntergang), einsam, Idylle pur (Tinyhäuser werden auch so vermarktet).
    Als Kontrast bieten sich Fotos von Campingpätzen an, Markise-Womo-Markise-Womo, minimaler Abstand, auf Rasenbeton (z.B. Zingst an der Ostsee). Na, warums solls besser sein als bei Hühnern.
    Wobei NSG nicht gleich NSG ist - ich mache gern Drohnenfotos, darf im NSG nicht fliegen, aber der Bauer fährt Traktor, Pumpen laufen etc., nicht nachvollziehbar.

  • #11

    Nico Frankfurt (Donnerstag, 25 März 2021 11:12)

    Sehr guter Artikel!!!

  • #10

    Ranger Gerd (Dienstag, 12 Januar 2021)

    Das ist ein total guter Beitrag.
    So etwas müsste man in der Wohnmobil und Reise Szene öfters lesen.
    Danke für die kritische Auseinandersetzung mit diesem Thema. Sehr guter Wohnmobilblog mit viel Information und vor allem selbstkritisch und symphatisch geschrieben. Klasse!

  • #9

    Paul (Samstag, 12 Dezember 2020 18:00)

    Sollte heißen: "verantwortungvoll"
    ;-)

  • #8

    Paul (Samstag, 12 Dezember 2020 17:58)

    Sehr guter Artikel! Bravo!
    100 % Übereinstimmung, aber leider denken viele "Freisteher-Freunde" nicht so verantwortlich wie du.
    Toller Blog

  • #7

    Dirk und Wibke (Mittwoch, 07 Oktober 2020 19:30)

    Vielen Dank für dieses klare und unmissverständliche Statement. Auch wir beobachten als Clever Tour 540 Fahrer mit großer Sorge die Werbung, die ja suggeriert, man könne mit seinem Wohnmobil überall in der Natur stehen, wie es einem gefällt. Das sorgt nur dafür, dass künftig weitere Verbote entstehen, man als Kastenwagenfahrer misstrauisch beäugt wird und es in Zukunft kaum noch Möglichkeiten geben wird, schöne Stellplätze anzufahren. Dazu kommt, dass die Anzahl derjenigen, die den Inhalt ihrer Toilettenkassetten und ihr Grauwasser einfach irgendwo entsorgen, noch weiter zunimmt. Leider lässt sich das am Rande vieler schöner Stellplätze in der Natur feststellen. Großes Kompliment für all die gut geschriebenen und wichtigen, bzw. informativen Beiträge und natürlich die Superfotos!

  • #6

    Carmen Härtner (Dienstag, 04 August 2020 10:45)

    Euer Reiseblog ist super! Und deine Meinung über rücksichtslose Wohnmobilfahrer teile ich uneingeschränkt. Auch ich habe mir bereits einen üblen Shitstorm eingehandelt. In der Zeitschrift Explorer wurde ein Tipp zum illegalen Entsorgen von Grauwasser gegeben. Ich habe das in einem Leserbrief kritisiert und der zuständige Redakteur meinte, dass gerade Allradfahrzeuge und Expeditionsmobile keine Campingplätze besuchen können, weil sich nicht überall solche Plätze befinden. Das Problem kenne ich natürlich, auch wir haben schon ein ganzes Jahr außerhalb Europas im Wohnmobil gelebt. Legales Entsorgen ist dort nicht möglich. Wir haben dann halt einfach nicht mit Shampoo , sondern nur mit klarem Wasser geduscht. Und wir haben eine Trockentrenntoilette. Feste Hinterlassenschaften lassen sich in der Tat super kompostieren. Alles nicht ideal, schon klar! Aber es kann doch nicht sein, dass so viele dann den Abwassertank kurz bevor sie losfahren einfach aufmachen. Ich habe mich früher immer über Verbotsschilder geärgert, seit unserer großen Tour habe ich vollstes Verständnis und auch ich würde manche Leute am liebsten anzeigen. Ich spreche diese Leute immer an und habe mittlerweile ein dickes Fell, aber ich habe manchmal das Gefühl, dass ich zu einer Minderheit gehöre. Deshalb freue ich mich total über solche Blogs. Ich wünsche euch noch viele tolle Reisen. Zum Schluss noch ein Kompliment. Auch ich fotografiere sehr viel und gern, aber deine Bilder sind so viel besser als meine. Chapeau!

  • #5

    Bettina B. (Donnerstag, 09 Juli 2020 18:59)

    Sehr guter Beitrag und toll, das Thema mal in einem Campingblog anzusprechen. Selten gibt es so kritische Beitäge wie hier bei euch! Grüße Bettina

  • #4

    Bernhard Z. (Freitag, 19 Juni 2020 21:09)

    Sehr guter Artikel! Außerdem ist mir ein "Hilfssheriff" immer lieber als die, die bei allem wegschauen!

    Bernhard

  • #3

    Peter (Montag, 15 Juni 2020 14:13)

    Gratulation zu dieser tollen Seite!
    Ich habe jahrelang in meinem Renault Kangoo campiert...privat sowie geschäftlich, alleine oder auch mit Freundin und Hund.
    Mit dem Kauf meines Wohnmobils dachte ich auch erst, dass ich dann überall stehen kann. Das ist das eigentliche Problem, dass sich die meisten (ich eingeschlossen) nicht informieren bzw. man auch nicht informiert wird. Wenn man aber einen gesunden Menschenverstand hat und auch noch lesen kann, sollte es kein Problem sein, sich richtig und respektvoll zu verhalten. Zu dem unverstanden Thema: Es gibt Camper, die auf Camping- oder Stellplätzen auch Polizei spielen, dann darf und muss man das außerhalb und zum Schutz der Natur erst recht machen. Das ist bei der steigenden Zahl an Womo-Käufen und Wurstigkeit gegenüber der Natur wahrscheinlich in Zukunft nötig.
    Viele Grüße,
    Peter

  • #2

    XXXLutz (Dienstag, 09 Juni 2020 12:30)

    Genau so etwas haben wir auch schon einige Male erlebt. Echt unverschämt und egoistisch. Gut dass das Thema mal "öffentlich" gemacht wird. Die schaden allen vernünftigen Campern. Toller Blog!

    Grüße aus Regensburg Lutz

  • #1

    Michael (Montag, 08 Juni 2020 14:52)

    Die Situation perfekt beschrieben.
    Großes Lob !!
    Bin auch in diesem besagten Forum und habe die Aussage des Forumskollegen mit einem Kopfschütteln zur Kenntnis genommen.
    Mach weiter so und alles Gute