Das Pietzmoor in der Lüneburger Heide:
Es ist seit Tagen unglaublich heiß - zum Teil weit über 30° C. Für mich eigentlich viel zu warm, um bei diesen Temperaturen durch die Gegend zu laufen. Nach einer unruhigen Gewitternacht mit Starkregen (leider kam sogar an der oberen Schiebetürkante etwas Wasser ins Fahrzeug), bin ich deshalb recht zeitig unterwegs. Ich möchte mir das Pietzmoor östlich von Schneverdingen anschauen. Auf einem etwa 6 Kilometer langen Holzbohlen-Rundweg bekommt man vom Moor einen recht guten Eindruck. Mit einer maximalen Torfschichtenstärke von etwa 7,5 Meter kommt man auf ein Alter von 8.000 bis 10.000 Jahren (ausgehend von ca. 1mm Torfzuwachs in einem Jahr). Das nur ca. 2,5 km² große Moor wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts großflächig trocken gelegt und der Torf intensiv abgebaut. Seit etwa 1985 begann man mit Wiedervernässungsmaßnahmen und der Einstellung des Torfabbaus. Heute findet man wieder eine moortypische Flora und Fauna vor, wobei das Artenspektrum (logischerweise) leider nicht mehr so groß wie zu Zeiten vor dem Torfabbau ist. Um das Moor herum sind trockene Wälder und Heideflächen mit zum Teil beeindruckenden Bäumen zu sehen.
Nördlich von Schneverdingen beginnt die über 178 km² große Osterheide, von der weite Teile lange Zeit militärisch genutzt wurden. Ab Mitte der 90er Jahre begann man dann mit der Rekultivierung und entsprechenden Pflegemaßnahmen, um die Heideflächen zu erhalten. Die wichtigste Maßnahme ist die Beweidung mit Schafen und Ziegen, um die Sukzession mehr oder weniger zu stoppen und insbesondere Pionierpflanzen wie die Birke zu reduzieren.
Bei den Schäfern steht natürlich das Thema "Wolf" an erster Stelle. Es war interessant, mehr von der Sicht- und Denkweise dieser Menschen zu erfahren. Aber wie so oft, gibt es auch (oder gerade hier) recht abstruse Ansichten, die leider bei vielen Schäfern irgendwie an Verschwörungstheorien erinnern. Einer der Schäfer war zum Beispiel wirklich fest davon überzeugt, dass die Wölfe von "grünen Spinnern" bzw. der "Ökomafia" in Deutschland ausgesetzt wurden. Es handele sich um Nachfahren von in Gefangenschaft gezüchteten amerikanischen Timberwölfen - das wäre ja wissenschaftlich längst bewiesen! Ah ja...
Drama im Heidesand: Giftanschlag und qualvoller Tod!
Es war wieder auffällig und erschreckend zugleich, wie wenig Vögel zu sehen waren. Es fliegt, von einigen Rabenvögeln abgesehen, einfach so gut wie nichts mehr durch die Gegend!
Da habe ich mich auf den Boden konzentriert und wurde Zeuge eines "brutalen" Angriffs. Eine zu der Teilordnung der "Grabwespen" gehörende Gemeine Sandwespe entdeckte in der Nähe ihrer, in den Sand gegrabenen Brutröhre eine Spinne, die größer und schwerer als sie selbst war. Sie umflog und umlief zuerst eine Weile lang die Spinne, um dann blitzschnell und gezielt zuzustechen. Die Wespe lähmte mit ihrem Gift die Spinne, um sie dann quasi bei lebendigem Leib ihren in der Brutröhre befindlichen Larven als gut konservierte (weil lebende) Nahrung zur Verfügung zu stellen. Es ist ein mühsames Geschäft, denn das dann wehrlose Beutetier muss noch zur und in die Brutröhre geschleppt werden. Die Eier hat sie ursprünglich wahrscheinlich in eine ebenfalls gelähmte Schmetterlingsraupenlarve gelegt. Wenn das Wirtstier aufgefressen ist, besorgt die Sandwespen-Mama neue lebendige Nahrung zum Aussaugen für ihre Kleinen. Ich finde, das ist eine faszinierende Brutpflege, zumal die Beutetiere immer deutlich größer und schwerer als die Wespe sind. Interessant ist, dass die erwachsenen Sandwespen reine Vegetarier sind und sich ausschließlich von Pollen und Blattlaussekreten ernähren.
Das Storchendorf Rühstädt an der Elbe
Von der Lüneburger Heide fahre ich gemächlich durch die Niedersächsische Elbtalaue nach Osten und genieße die teilweise noch recht schöne Auenlandschaft.
Nach etwa 200 Kilometern erreich ich das kleine Dorf Rühstädt. Rühstädt ist bekannt als das "Europäische Storchendorf" und ist tatsächlich das storchenreichste Dorf Deutschlands. Die nicht einmal 400 Einwohner haben bis zu 40 Storchenpaare auf den Dächern ihrer Häuser. Bereits seit den 70er Jahren versucht man mit künstlichen Nisthilfen die lokale Storchenpopulation stabil zu halten. Durch das sehr heiße und trockene Jahr 2018 und natürlich auch dieses Jahr gab es aber deutlich weniger Nachwuchs. Dieses Jahr waren 26 Brutpaare im Dorf, von denn aber nur 16 Paare 32 Jungstörche aufziehen konnten. Interessant finde ich, dass Mitte August zuerst die Jungstörche in den Süden fliegen (die Zugroute ist genetisch "hinterlegt") und die Altstörche sich etwa eine bis Wochen später auf die Reise ins Winterquartier machen.